Laufbahn in der Kriminalistik
Wenn du von Beginn an Kriminalwissenschaften studieren möchtest, kommt für dich in der Schweiz nur ein Studienort in Frage: Die Universität Lausanne, genauer gesagt die Ecole des Sciences Criminelles (ESC). Das Kriminalwissenschaftliche Institut bietet als einziges seiner Art in der Schweiz einen Bachelorstudiengang in forensischen Wissenschaften sowie mehrere Masterstudiengänge an. Dafür ist es vorteilhaft, wenn man gute Französischkenntnisse mitbringt, denn das Studium ist (wie vielleicht befürchtet) französischsprachig.
Forensische Wissenschaften
Der Bachelorstudiengang in forensischen Wissenschaften ist interdisziplinär aufgebaut. Wie kein anderer Studiengang vereint er Naturwissenschaften mit juristischen Fragestellungen. Ein Blick auf den dichten Stundenplan im ersten Jahr verrät: Wer die Prüfungen am Ende des Semesters bestehen will, muss büffeln. Auf der Agenda stehen Mathematik, Informatik, Physik, Biologie und Chemie. Für diejenigen, die es ins 2. Jahr schaffen, kommen dann immer mehr spannende Fächer hinzu, die man mit Verbrechen in Verbindung bringt: Erkennung von Fingerabdrücken, Fussspuren und gefälschten Dokumenten, Cyberkriminalität, Forensische Fotografie und Bildbearbeitung, verschiedene Untersuchungsmethoden am Tatort, sowie eine Einführung in Kriminologie und Strafrecht. Gelernt wird nicht nur aus dem Buch, sondern vieles wird auch im Labor analysiert und an vorbereiteten Tatorten geübt.
Kriminalistik oder Kriminologie?
Im Anschluss an den Bachelor in forensischen Wissenschaften stehen an der Universität Lausanne verschiedene, spezialisierte Masterprogramme offen. Die Wahl des Masterstudiums ist nicht unerheblich. Es gibt nämlich grosse Unterschiede. Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Ansätze: Kriminalistik und Kriminologie. Während sich Kriminalisten bemühen, konkrete Verbrechen aufzuklären, zu bekämpfen und zu verhindern, interessieren sich Kriminologen eher dafür welche Faktoren überhaupt zu kriminellem Verhalten führen.
Kriminologie stellt in der Schweiz keine eigenständige Studienrichtung auf Bachelorstufe dar, das Fach lässt sich aber in Verbindung mit anderen Studienrichtungen wählen. Für Bachelorabsolventen in forensischen Wissenschaften, Recht, Psychologie oder verwandten sozialwissenschaftlichen Studiengängen, bietet die Universität Lausanne einen weiterführenden Master in Kriminologie an. An der Universität Bern kann man zudem Kriminologie als Nebenfach in Verbindung mit einem anderen Hauptfach studieren. Auch wer Recht studiert hat, kann sich auf Masterstufe an der Universität Bern oder Neuchâtel für Kriminologie als Wahl- oder Schwerpunktfach entscheiden.
Welche Spezialisierung führt wohin?
Anders als in beliebten Krimiserien wie True Detective oder CSI Miami dargestellt, ist es in der Berufsrealität unmöglich, Ermittler, Spurensicherer und Kriminalpsychologe in einem zu sein. Alle drei haben unterschiedliche Aufgabenbereiche und meistens auch unterschiedliche Ausbildungen. Daher ist es smart, dir gut zu überlegen, welche Aspekte im Bereich der Kriminalwissenschaften dich am meisten ansprechen. Wer Straftaten verfolgen und bestmöglich verhindern will, sollte neben dem Studium in Kriminalistik auch eine Polizei-Ausbildung in Betracht ziehen, denn auch Polizisten sind Kriminalisten. Die meisten Ermittler haben ihre Karriere bei der Polizei begonnen. Die interne Ausbildung bei der Polizei hat gegenüber dem Studium den Vorteil, dass man von Beginn an sehr viel Berufserfahrung sammeln kann und der Berufseinstieg somit einfacher gelingt.
Spurensicherer hingegen haben vorwiegend einen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Sie haben z. B. ein Chemiestudium oder ein Studium in forensischen Wissenschaften mit anschliessendem Masterschwerpunkt in Identifikation absolviert.
Wer dagegen eher Interesse an Ursachen für kriminelles Verhalten und passenden Präventionsmassnahmen hat, für den eignet sich ein Studium einer anderen Disziplin, beispielsweise Psychologie, mit anschliessender Vertiefung in Kriminologie auf Masterstufe unter Umständen besser.
Gewusst?
Die Universität Lausanne bietet einen dreiwöchigen Studienvorbereitungskurs im Sommer an, um die eigenen Französischkenntnisse auf einen guten Stand zu bringen.