Nebst einem Studium an der Uni/ETH oder an der Fach­hoch­schule (siehe Artikel «Entschei­dung Uni oder Fach­hoch­schule – was passt zu mir?») kannst du als Maturand/in auch berufs- und praxis­be­zo­ge­nere Ausbil­dungs­va­ri­an­ten wählen. Diese Möglich­kei­ten inner­halb des Schwei­zer Bildungs­sy­stems stellen wir dir hier vor.

Verkürzte oder regu­läre Lehre

Nach der Matura kannst du dich nach wie vor für eine Lehre mit eidge­nös­si­schem Fähig­keits­zeug­nis (EFZ) entschei­den, z. B. als Grafi­ke­rin, Labo­rant oder Schrei­ne­rin (hier findest du eine Über­sicht). Oft ist es möglich, die Lehre um ein Jahr zu verkür­zen und es kann eine Befrei­ung vom allge­mein­bil­den­den Unter­richt bean­tragt werden. In sechs tech­ni­schen Berufen gibt es ausser­dem spezi­ell für Maturand/innen das Way-up Programm, das in zwei Jahren zum EFZ führt (z. B. Mediamatiker/in oder Zeichner/in).

Wirt­schaft­li­che Ausbil­dun­gen für Matu­ran­den

Eine zusätz­li­che Möglich­keit bilden Ausbil­dun­gen im wirt­schaft­li­chen Bereich, die eigens für Inhaber/innen einer gymna­sia­len Matu­ri­tät konzi­piert wurden und 12 bis 24 Monate dauern. Prak­ti­sches Einar­bei­ten am Arbeits­platz wird hier ergänzt durch fach­spe­zi­fi­sche Kurse. Diese Ausbil­dun­gen schlies­sen mit einem von der Branche aner­kann­ten Zerti­fi­kat oder Diplom ab. Beispiele sind die Post­ma­tu­ri­täre Wirt­schafts­aus­bil­dung (PWA), der Bank­ein­stieg für Mittel­schul­ab­sol­ven­tin­nen und -absol­ven­ten (BEM) oder die Ausbil­dung des Young Insu­rance Profes­sio­nal. Sie ermög­li­chen dir, in der entspre­chen­den Branche zu arbei­ten und eröff­nen dir verschie­dene Weiter­bil­dungs­op­tio­nen im wirt­schaft­li­chen Bereich (z. B. Marke­ting, Finan­zen, Perso­nal).

Mit Arbeits­er­fah­rung und Kursen zum Fach­aus­weis

Eine weitere Option ist eine Berufs­prü­fung (BP), bei der du einen eidge­nös­si­schen Fach­aus­weis (FA) erwirbst. Die berufs­be­glei­ten­den Vorbe­rei­tungs­kurse auf eine solche Prüfung dauern ein bis drei Jahre, paral­lel dazu erwirbst du dir prak­ti­sche Kompe­ten­zen. Voraus­set­zung ist oft eine Lehre, gewisse Berufs­prü­fun­gen sind jedoch auch mit gymna­sia­ler Matu­ri­tät möglich. Dabei gibt es Ausbil­dun­gen, die direkt durch den Arbeit­ge­ber orga­ni­siert und finan­ziert werden, z. B. Polizist/in oder Cabin Crew Member. In anderen Fällen sorgst du selb­stän­dig für die Praxis­er­fah­rung, indem du nach einer Stelle/einem Prak­ti­kum suchst (z. B. Marke­ting­fach­frau/-fach­mann). Für die Kurs­ko­sten kannst du beim Bund ein Teil­sti­pen­dium bean­tra­gen.

Weiter­bil­dungs­gänge mit hohem Praxis­be­zug

Lehr­gänge an den Höheren Fach­schu­len (HF) sind eben­falls eine gute Möglich­keit, sich nach der Matura beruf­lich auszu­bil­den. Sie vermit­teln sehr praxis­be­zo­gene Inhalte und verlan­gen meist eine prak­ti­sche Tätig­keit während der Ausbil­dung (Teil­zeit­an­stel­lung oder tempo­räre Einsätze/Praktika). In erster Linie richten sich die Ausbil­dun­gen an Perso­nen mit einem Lehr­ab­schluss. In den Berei­chen Gesund­heit, Sozia­les, Hotel­le­rie, Touris­mus und Wirt­schaft stehen dir mit einer gymna­sia­len Matu­ri­tät aber eben­falls verschie­dene Lehr­gänge offen, z. B. Touris­mus­fach­mann oder Biome­di­zi­ni­sche Analy­ti­ke­rin. Weitere Möglich­kei­ten sind die Ausbil­dung zum Piloten oder zur Flug­ver­kehrs­lei­te­rin. Für die Zulas­sung brauchst du zum Teil vorgän­gige Berufs­er­fah­rung oder musst dich bei einem Ausbil­dungs­be­trieb um eine Stelle bewer­ben, manch­mal gehört eine Eignungs­ab­klä­rung dazu. Zu berück­sich­ti­gen sind die Kosten, die je nach Lehr­gang sehr unter­schied­lich sind und höher ausfal­len können als bei einem Studium.

Private Ausbil­dungs­ab­schlüsse

Im Weite­ren stehen dir zahl­rei­che Ausbil­dun­gen an Privat­schu­len zur Auswahl. Diese Vari­ante ist beson­ders dann inter­es­sant, wenn keine entspre­chende staat­lich aner­kannte Ausbil­dung vorhan­den ist. Hier lohnt es sich, Ange­bote und Kosten zu verglei­chen, da diese Ausbil­dun­gen nicht vom Bund geprüft oder finan­zi­ell unter­stützt werden. Beispiele sind etwa die Ausbil­dung zum/zur Lokführer/in bei der SBB oder ein Audio Engi­nee­ring Diploma des SAE Insti­tuts.

Direk­ter Einstieg in die Arbeits­welt

Schliess­lich gibt es auch den soge­nann­ten on-the-job Einstieg. Dies bedeu­tet, dass du über ein Prak­ti­kum oder einen einfa­che­ren Job in die Arbeits­welt einsteigst und dir so Erfah­run­gen und weitere Arbeits­mög­lich­kei­ten verschaffst. Um in einer Branche richtig Fuss zu fassen und fair entlohnt zu werden, ist es in der Regel sinn­voll, anschlies­send noch einen Abschluss zu machen. Arbeits­er­fah­rung und geknüpfte Kontakte sind jedoch eine gute Basis dafür und können deine Optio­nen erwei­tern.

Berufe finden

Willst du dich einge­hen­der mit diesen unter­schied­li­chen Möglich­kei­ten befas­sen, nimmst du am besten die Broschüre «Alter­na­ti­ven zum Hoch­schul­stu­dium» zur Hand. Sie hilft dir, die Vor- und Nach­teile der verschie­de­nen Ausbil­dungs­wege abzu­schät­zen und porträ­tiert gymna­siale Matu­ran­din­nen und Matu­ran­den, die einen dieser Wege gewählt haben. Du kannst diese kosten­los im biz in deiner Nähe auslei­hen. Wenn dich bestimmte Berufe oder Bran­chen inter­es­sie­ren, dann findest du eben­falls Infor­ma­tio­nen dazu im biz oder du kannst Ausbil­dungs­mög­lich­kei­ten direkt auf berufsberatung.ch recher­chie­ren (Über­sicht anhand Bildungs­sche­mata nach Bran­chen, für Infor­ma­tio­nen zur Ausbil­dung Beruf suchen).

Junge Schreinerin bearbeitet ein Brett mit der Schleifmaschine.