Du möchtest Psychologie studieren, weisst aber nicht, ob an der Universität oder an der Fachhochschule? Es ist gut zu wissen, dass dir viele Berufswege sowohl mit Uni- und FH-Abschluss offenstehen. Wenn du schon vor dem Studium weisst, dass du später als Psychotherapeut/in arbeiten möchtest oder in die Forschung gehen willst, ist es aber wichtig, mit der Studienwahl die richtigen Weichen zu stellen.

Psychologie an der Uni

Das Psychologiestudium an der Universität ist theoretischer als an der Fachhochschule und zudem stärker naturwissenschaftlich ausgerichtet. Statistik, Datenanalyse und Experimente, aber auch Module in klinischer Psychologie sind ein zentraler Teil des Studiums. Module der höheren Semester können erst besucht werden, wenn alle Veranstaltungen der ersten beiden Studiensemester (Propädeutikum) bestanden worden sind.

Viele Studierende bestehen die mathematiklastigen Modulprüfungen des Propädeutikums nicht und müssen das Psychologiestudium abbrechen. Andere brechen das Studium freiwillig ab, weil es nicht ihren Erwartungen entspricht.

Im Bachelorstudium sind zudem die meisten Module vorgegeben. Durch die Wahl des Minors ist es jedoch schon im Bachelor möglich, ein individuelles Profil zu gestalten. Ein Praktikum in einer externen Institution ist hingegen erst im Master vorgesehen.

Ein Teilzeitstudium mit einer zusätzlichen regelmässigen Arbeitstätigkeit ist im Vergleich zur FH schwieriger zu realisieren. Hauptfach und Nebenfach müssen koordiniert werden, manchmal überschneiden sich Veranstaltungen und müssen dadurch ein bis zwei Semester nach hinten verschoben werden. Die Veranstaltungszeiten ändern jedes Semester und können über alle fünf Wochentage hinweg verstreut stattfinden. Auf der anderen Seite besteht nicht bei allen Veranstaltungen eine Präsenzpflicht und im Verlauf des Studiums werden die Vorgaben bezüglich der in einem bestimmten Studiensemester zu absolvierenden Module häufig etwas weniger strikt.

Weisst du schon, dass du später in die Forschung möchtest? Hast du eine Affinität für Mathematik und Naturwissenschaften? Möchtest du ein bestimmtes Nebenfach belegen? In diesen Fällen scheint ein Studium mit Major Psychologie an der Uni für dich eine gute Wahl zu sein.

Als Alternative gibt an der Uni Zürich zum Beispiel den Bachelor «Fachwissenschaft Pädagogik und Psychologie». Der Studiengang ist eine ideale Ausgangslage für Personen, die später das Lehrdiplom Pädagogik/Psychologie absolvieren möchten. Beachte: der Abschluss gilt nicht als vollwertiges Psychologiestudium. Das heisst, dass bestimmte Weiterbildungen, zum Beispiel im Bereich Psychotherapie, nicht möglich sind.

Psychologie an der FH

Das Psychologiestudium an einer Fachhochschule ist im Vergleich zur Universität stärker anwendungsorientiert. Schon auf Bachelorstufe ist ein Praktikum vorgesehen. Bachelor-Studiengänge an einer FH sind Monofach-Studiengänge, es kann also kein Nebenfach gewählt werden. Wie an der Uni sind auch an der FH Module in Statistik eine wichtige Grundlage des Psychologiestudiums – wenn auch in einem etwas geringerem Umfang.

Die Zulassung zum FH-Studium erfordert ein Maturitätsdiplom (Berufsmatura, Fachmatura oder gymnasiale Matura) resp. ein Diplom einer höheren Fachschule sowie zwölf Monate Arbeitswelterfahrung ausserhalb einer Ausbildung. Zusätzlich musst du in der Regel eine mehrstufige Eignungsprüfung ablegen. Es können kognitive Fähigkeiten wie logisches und analytisches Denken sowie die sprachlichen Fähigkeiten geprüft werden. Auch Persönlichkeitsfragebogen, Gruppengespräche und Einzelinterviews werden von den Fachhochschulen häufig eingesetzt. Da sich deutlich mehr Studieninteressierte für das Studium anmelden, als es Studienplätze gibt, findet mit der Eignungsprüfung eine starke Selektion statt.

Im Gegensatz zu einem Unistudium lässt sich das Studium an der Fachhochschule gut mit einer Arbeitstätigkeit oder anderen Verpflichtungen vereinbaren. Die Fachhochschulen bieten Teilzeitstudiengänge an, die eine Arbeitstätigkeit erlauben. Die Lehrveranstaltungen finden dabei in der Regel an fixen Wochentagen statt. Die Atmosphäre ist an der FH persönlicher, da pro Semester weniger Studierende aufgenommen werden. Zudem findet der Unterricht teilweise in geteilten Gruppen statt.

Neben generalistischen Studiengängen wie dem Bachelor in Angewandter Psychologie, bieten Fachhochschulen spezialisierte Studiengänge beispielsweise in Arbeits- und Organisationspsychologie oder in Wirtschaftspsychologie an.

Ein Bachelor in angewandter Psychologie an einer FH beinhaltet wie der Uni-Bachelor Module in klinischer Psychologie. Nach dem entsprechenden Master ist deshalb eine Weiterbildung in Psychotherapie in der Regel möglich, sofern genügend Module in klinischer Psychologie belegt werden. Die genauen Zulassungsbedingungen hängen aber vom einzelnen Weiterbildungsangebot ab.

Spezialisierte FH-Bachelorstudiengänge hingegen bereiten auf bestimmte Berufsfelder vor. Entsprechend spezialisiert sind auch die Module. Das heisst auf der anderen Seite, dass die Zulassung zu bestimmten Weiterbildungen später nicht möglich ist.

Du möchtest berufsbegleitend studieren und schon früh einen praktischen Einblick in spätere Berufsfelder haben, dir aber möglichst viele Optionen offenlassen und einen breiten Einblick in die Psychologie erhalten? Dir ist die Praxisnähe deines Psychologiestudiums wichtig und du legst Wert darauf, dass das Studium anwendungs- und handlungsorientiert ist? Dann könnte ein Studium in angewandter Psychologie an einer FH eine gute Wahl  sein. Wenn du schon weisst, in welchem Berufsfeld du später arbeiten möchtest oder vielleicht bereits eine entsprechende berufliche Richtung eingeschlagen hast, könnte ein spezialisierter Psychologiebachelor das Richtige für dich sein.

Du möchtest nach dem Bachelor von der Uni an die FH wechseln oder umgekehrt? Beides ist möglich, jedoch gibt es dafür in der Regel Auflagen. An der Uni Zürich beispielsweise müssen abhängig vom Curriculum des FH-Bachelors 30-60 Kreditpunkte nachgeholt werden. Die ZHAW setzt für die Zulassung zum Masterstudium Arbeitswelterfahrung voraus und es sind Auflagen möglich, wenn der Bachelor nicht an der ZHAW erworben wurde. Zudem muss eine zweiteilige Eignungsprüfung absolviert werden, wenn der Bachelor nicht in der Schweiz erworben wurde oder die Abschlussnote unter 5.00 liegt.

Weitere Informationen

Podcast

In der Folge 18 des Podcasts Psychologie und denn wird das Thema «Uni vs FH: Wo sollst du Psychologie studieren?» ebenfalls aufgegriffen.

Links zu den Universitäten

Universität Zürich

https://www.psychologie.uzh.ch/de/studium/bscmsc/bachelor.html

Universität Luzern

https://www.unilu.ch/studium/studienangebot/bachelor/vpf/psychologie/

Universität Basel

https://psychologie.unibas.ch/de/studium/

Universität Bern

https://www.psy.unibe.ch/studium/studienprogramme/index_ger.html

Fernuni Schweiz

https://fernuni.ch/psychologie/bachelor

Links zu den Fachhochschulen

Zürcher Hochschule der angewandten Wissenschaften

https://www.zhaw.ch/de/psychologie/studium/bachelor/

Kalaidos Fachhochschule

https://www.kalaidos-fh.ch/de-CH/Studiengaenge/BSc-Bachelor-Angewandte-Psychologie

Fachhochschule Nordwestschweiz

https://www.fhnw.ch/de/studium/psychologie

Hochschule Luzern

https://www.hslu.ch/de-ch/wirtschaft/studium/bachelor/business-psychology/

Auf mehreren hintereinander stehenden Glasscheiben wird der menschliche Kopf in Schichten dargestellt. Der Fokus liegt auf dem Hirn. Die Illustrationen sind Linien aus Neonlicht.