Keine einfache Angelegenheit: Das Traumstudium vor Augen, muss man sich noch vor dessen eigentlichem Beginn mit der Möglichkeit des Scheiterns auseinandersetzen. In unserem Artikel «Vorbereitung Medizinstudium» erklären wir dir, wie du deine Chancen auf einen Studienplatz verbessern kannst. Was aber, wenn du nicht bestehst? Diese sechs Fragen solltest du beantworten, wenn du einen Plan B suchst.

Was ist deine Motivation?

Die gute Nachricht ist: Für jede Wahl gibt es auch immer eine Reihe an Alternativen. Welche davon eine gute Alternative ist (und ob eine Alternative für dich überhaupt in Frage kommt) hat viel damit zu tun, warum du Medizin studieren möchtest. Welche Wünsche und Vorstellungen treiben dich dazu an? Welche deiner Interessen haben direkt damit zu tun? Was fasziniert dich am Berufsbild? Je genauer du das formulierst, desto klarer wird die Antwort auf deine Frage. Vielleicht kommst du dabei auf ein Studiengebiet, mit dem du dich noch gar nicht befasst hast?

Welche Fächer sind mit Medizin verwandt?

Wenn dich vor allem die Studieninhalte der Medizin sehr ansprechen, ist es naheliegend, einen Blick auf verwandte Studiengänge zu werfen. Vor allem in den Naturwissenschaften findet man dazu ein breites Angebot. In Studiengängen wie Biomedizin, Pharmazie, Biochemie, Gesundheitswissenschaften und Technologie sowie Sport- und Bewegungswissenschaften kannst du dich mit Themen beschäftigen, die der Humanmedizin sehr nahe stehen. Vom Namen her könnte Biomedizin mit Medizin glatt verwandt sein. Gemeinsam haben die Biomediziner allerdings mehr mit den Biologen, als mit den Medizinern, denn in Biomedizin dreht sich alles um Humanbiologie. Wenn du dich dafür interessiert, wie Krankheiten entstehen und entsprechend verhindert werden können und du ein ausgeprägtes Interesse an Naturwissenschaften hast, könnte dies eine echte Alternative sein. Die Möglichkeit Menschen ärztlich zu behandeln, bleibt aber aus, denn naturwissenschaftliche Fächer wie Biomedizin führen nicht in den Arztkittel.

In welchen Berufen kannst du ausserdem mit Patienten arbeiten?

Vielleicht ist es aber auch die Arbeit mit Patienten, die dich vor allem begeistert? Der Weg zum Arzt ist längst nicht die einzige Möglichkeit, einem medizinisch-therapeutischen Beruf nachzugehen. Die Fachhochschulen bieten eine Reihe weiterer Alternativen an, wenn der Kontakt mit Patienten für dich im Vordergrund steht: Bachelorstudiengänge in Physiotherapie, Osteopathie, Pflege, Geburtshilfe, Ergotherapie, Heilpädagogik oder Ernährung und Diätetik befassen sich mit den unterschiedlichen Funktionen des Körpers und deren Behandlung und Unterstützung. Viele Absolventen arbeiten Seite an Seite mit Ärzten in Spitälern, Reha-Kliniken oder Gesundheitspraxen.

Du möchtest anderen helfen?

Für viele ist das eins der stärksten Argumente für das Medizinstudium: Anderen Menschen helfen. Wenn du eine soziale Ader hast und Menschen gerne in schwierigen persönlichen Situationen unterstützen möchtest, könnte auch ein Studium in Psychologie, Erziehungswissenschaften oder Soziale Arbeit ein vielversprechender Weg für dich sein. Anderen helfen zu wollen, muss aber nicht zwingend mit sozialen Berufen verlinkt sein. Helfen kann man auch indirekt z. B. durch das Organisieren von Hilfsgütern. Es ist deine ganz individuelle Entscheidung auf welche Art und Weise du andere unterstützen möchtest und wie du deine Fähigkeiten am besten dabei einbringen kannst.

Kommt eine Alternative für dich wirklich in Frage?

Du hast dir die verschiedenen Alternativen durch den Kopf gehen lassen, aber nichts davon scheint zu passen? Dann geht es dir wie vielen anderen auch. In unseren Beratungen erleben wir oft, dass sich Ratsuchende mit Wunschstudium Medizin nur schwer mit ähnlichen Bereichen anfreunden können. Es kann helfen, einen grossen Schritt zurückzugehen und die eigenen Ziele und Interessen von einem ganz anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Gibt es Erwartungen, von denen du dich verabschieden willst? Ist Medizin wirklich dein Traumstudium oder nur die schöne Vorstellung von einer sicheren Zukunft und Anerkennung durch andere? Vielleicht bedeutet dies eine völlig andere Richtung? Oder aber du endest mit dem Ergebnis, dass eine Alternative zum Medizinstudium für dich zum jetzigen Zeitpunkt keine wirkliche Alternative ist? Denn manchmal ist es auch eine Frage nach dem richtigen Timing: Es kann momentan gute Gründe geben für dich, an einem Wunsch festzuhalten, eine Zeit noch abzuwarten oder auch eine Phase, sich wieder neuen Ideen zu widmen. Vielleicht gibt es für die Alternative auch so etwas wie den richtigen Moment?

Entspricht dein Wunsch der Realität?

Zugegeben, einen lang gehegten Wunsch schiebt man nicht einfach so auf die Seite. Aber hast du dir schon mal ehrlich Gedanken darüber gemacht, wie viel von deinem Wunsch der Berufsrealität entspricht? Spätestens wenn du fest entschlossen bist, Medizin zu studieren, du die Ärztewelt aber bisher nur aus «Grey’s Anatomy» kennst, lautet der beste Rat, sich der Berufsrealität zu stellen. Ein Vorteil des Medizinstudiums ist, dass das Berufsbild klar und somit auch besser abschätzbar ist. Viele Studienanfänger kennen die Berufsrealität aber nur auf dem Papier und laufen Gefahr, aus allen Wolken zu fallen, wenn sie hautnah erleben, was es wirklich heisst, als Arzt oder Ärztin tätig zu sein. Einen Wunsch zu überdenken, ist immer noch besser, als nach einem langen, intensiven Studium zu merken, dass der hektische und belastende Arbeitsalltag als Ärztin oder Arzt doch nichts für dich ist.

Finde es raus!

Viele Spitäler bieten zukünftigen Studierenden ein Praktikum im Spital an – eine gute Sache für das Zwischenjahr. Die SRF-Doku «Die Assistenzärzte» gibt einen echten Einblick in den Beruf. Auch Gespräche mit angehenden Ärzten sind sehr sinnvoll. Die Gelegenheit mit Medizinstudierenden zu sprechen, hast du übrigens im März in unserem Seminar «Medizin – Studium konkret».

Die Anmeldefrist für ein Medizinstudium in der Schweiz läuft jeweils bis zum 15. Februar.

Drei Gesundheitsfachpersonen stehen im Flur eines Spitals. Zwei unterhalten sich, die dritte Person hat ein Dossier in der Hand und schaut in die Kamera.