ECTS ist die Abkür­zung für Euro­pean-Credit-Trans­fer-System. Oft wird anstelle von ECTS-Punkten auch von Kredit­punk­ten gespro­chen. Über­setzt heisst das so viel wie Leistungs­punkte. Mit Hilfe der Punkte sollen Studi­en­lei­stun­gen, genauer gesagt der gesamte zeit­li­che Arbeits­auf­wand eines Studi­ums, quan­ti­fi­zier­bar werden. Für jedes Seminar oder jede Vorle­sung wird eine bestimmte Anzahl von Leistungs­punk­ten verge­ben. Wie viele das sind, hängt davon ab, wie aufwän­dig die Lehr­ver­an­stal­tung ist. Die Daumen­re­gel lautet: Je mehr Punkte, desto mehr Zeit musst du inve­stie­ren. Für den Arbeits­auf­wand sind nicht nur die Vorle­sungs- oder Präsenz­zei­ten einge­rech­net, sondern auch die selbst­stän­dige Vorbe­rei­tung für eine Prüfung, ein Referat oder das Durch­ackern der Lite­ra­tur­li­ste. Es kann also sein, dass ein Seminar nur zwei Seme­ster­wo­chen­stun­den hat, du aber trotz­dem sehr viel Zeit dafür inve­stie­ren musst, z. B. für eine 30-seitige Semi­nar­ar­beit. Für einen Leistungs­punkt wird mit einer Arbeits­be­la­stung von unge­fähr 30 Stunden gerech­net. Für ein Bache­lor­stu­dium müssen insge­samt 180 Punkte absol­viert werden. Wer das Bache­lor­stu­dium schnellst­mög­lich absol­vie­ren will, kommt bei 3 Jahren bzw. 6 Seme­stern auf insge­samt ca. 5400 Arbeits­stun­den. Viele werden sich jetzt viel­leicht fragen: 900 Arbeits­stun­den pro Seme­ster? Habe ich dann über­haupt noch ein Leben? Die Antwort lautet grund­sätz­lich: Ja. Denn es handelt sich ledig­lich um Zeit­vor­ga­ben, an die man sich nicht skla­visch halten muss, sondern die eher als Richt­werte dienen. Wie das so mit Richt­wer­ten ist, weichen diese in der Praxis gerne einmal von der Planung ab. Ähnlich wie du es viel­leicht aus der Schule kennst, gibt es auch an der Uni je nach Fach und Dozent unter­schied­li­che Leistungs­an­for­de­run­gen. Die Punkte erset­zen übri­gens keine Noten, sondern geben ledig­lich an, ob du die gefor­der­ten Leistungs­nach­weise erbracht hast. Eine Beno­tung gibt es oftmals noch zusätz­lich. Aller­dings werden Noten von Lehr­ver­an­stal­tun­gen mit höheren Kredit­punk­ten stärker gewich­tet als dieje­ni­gen von Veran­stal­tun­gen mit gerin­ge­rem Punk­te­auf­wand. Eine Bache­lor­ar­beit kann bis zu 20 Punkte «schwer» sein und macht daher auch einen beträcht­li­chen Anteil deiner Zeug­nis­no­ten aus. Warum hat man diese Punkte über­haupt einge­führt? Dahin­ter steht die Idee, dass Studi­en­lei­stun­gen im euro­päi­schen Hoch­schul­raum erleich­tert aner­kannt und vergleich­bar sein sollen. Im Zuge der Bologna-Erklä­rung wurden mit dem neuen Bache­lor-/Master­sy­stem auch die ECTS-Punkte einge­führt. Wenn du also von deinem Aus-land­se­me­ster aus Madrid wieder­kommst, soll die Uni Zürich dank dieser Rege­lung deine Punkt akzep­tie­ren und aner­ken­nen. Das Problem ist nur, dass dies in der Praxis leider nicht immer so reibungs­los klappt, wie das beim Bezah­len mit Euros der Fall ist. Bevor du also planst ins Ausland zu gehen, kläre die Aner­ken­nung deiner Punkte am besten im Vorn­her­ein bei der Mobi­li­täts­stelle deines Studi­en­pro­gramms ab.

Illustration von regelmässig angeordneten Punkten.