Zwischenjahr – ja oder nein? Auf diese Frage gibt es natürlich keine allgemeingültige Antwort. Wichtig ist deshalb, dass du dich mit deinen eigenen Bedürfnissen und Zielen auseinandersetzt. Vielleicht brauchst du eine Pause von der Schule, möchtest Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln oder hast Lust zu reisen und einmal etwas ganz anderes zu erleben. Oder du freust dich auf das Studentenleben und möchtest direkt in ein Studium starten. Für einige ist das Zwischenjahr auch ein notwendiger Schritt, z. B. um die Rekrutenschule oder den Zivildienst zu absolvieren oder um als Vorbereitung auf ein Fachhochschulstudium ein Praktikum oder einen Vorkurs zu machen. Ein Zwischenjahr nach der Matura ist nicht unüblich und hat keinen negativen Einfluss auf deinen Lebenslauf. Es lohnt sich aber, dir einige Gedanken zu machen, wofür du die Zeit nutzen möchtest. Wenn du dir passende Herausforderungen suchst, dann bietet sich Gelegenheit, mehr Eigenständigkeit und Selbstvertrauen zu gewinnen und neue Erfahrungen zu sammeln. Einige Tipps zur Gestaltung des Zwischenjahrs findest du weiter unten. Gerne beraten wir dich auch im biz Oerlikon.

Stofflücken und Studienmotivation

Die Angst, im Zwischenjahr den Anschluss ans Studium zu verpassen, ist in der Regel unbegründet, denn was beim Studieneinstieg zählt, ist dein Interesse am gewählten Fach und deine Motivation zu studieren. Hast du tatsächlich Stofflücken, dann bestehen diese wohl schon zum Zeitpunkt der Matura. Für die Mathevorbereitung gibt es einen Vorkurs an der Uni und den Selbsteinschätzungstest und Online-Kurs der ETH. Grundsätzlich ist keine Vorbereitung für das Studium verlangt, in einzelnen Fällen kann sich dies aber als hilfreich erweisen. Informiere dich z. B. bei der Studienfachberatung deines Studiengangs oder bei Studierenden, wenn du mehr über die Anforderungen wissen möchtest.

Was die Studienmotivation anbelangt, kann sich das Zwischenjahr als hilfreiche Pause erweisen, um die eigenen Prioritäten zu klären und den nächsten Schritt motiviert anzugehen. Wenn du noch unschlüssig bist, wie es für dich nach dem Zwischenjahr weitergehen soll, dann kannst du die Zeit aktiv nutzen für die Auseinandersetzung mit deinen Studien- oder Berufsinteressen, z. B. durch eine Studienberatung, Schnuppervorlesungen, Gespräche mit Berufsleuten und Studierenden oder eine Arbeitserfahrung. Persönliche Erfahrungen bringen dich einen Schritt weiter.

Möglichkeiten im Zwischenjahr

Viele möchten das Zwischenjahr nutzen, um erste Arbeitserfahrung zu sammeln. Dazu bieten sich nebst temporären Anstellungen auch Praktika oder freiwillige Engagements an. Jobben ist v. a. in Berufen möglich, die nicht zwingend eine Ausbildung voraussetzen, z. B. sind Büroarbeiten, Gastronomie oder Verkauf realistische Optionen. Wenn du v. a. Geld verdienen möchtest, dann empfiehlt sich diese Variante. Bei Praktika ist das Feld weiter offen: Vielleicht möchtest du z. B. die Theaterwelt, das medizinische Umfeld oder das Eventmanagement kennenlernen. Für solche Stellen lohnt es sich, direkt bei möglichen Arbeitgebern anzufragen. Freiwillige Engagements sind im Sozialwesen, in der Landwirtschaft und im Umweltschutz gut möglich und werden meist über eine Agentur vermittelt. Möchtest du Reisen, so kannst du auch eine Sprachschule oder Arbeitseinsätze über eine Organisation in Betracht ziehen, z. B. Intermundo, Boalingua, AFS, Work & Travel, WWOOF oder Profilia (Au-pair). Je nachdem welche finanziellen Mittel dir zur Verfügung stehen, lohnt es sich dabei, verschiedene Anbieter zu vergleichen und auch Erfahrungswerte von Freunden oder Bekannten zu nutzen.

Eine Sammlung von Links hat die Studienberatung des Kantons Aargau für dich zusammengestellt. Weitere Tipps und Links findest du in der Broschüre «Zwischenlösungen», die du in jedem biz kostenlos ausleihen kannst.

Frühzeitige Planung

Wenn du dich für ein Zwischenjahr entscheidest, ist es hilfreich, dir vorgängig Gedanken dazu zu machen und allenfalls schon vor der Matura vorbereitende Schritte anzugehen. Bis du einen Job gefunden oder deinen Auslandaufenthalt organisiert hast, vergehen schnell einmal ein paar Wochen oder gar Monate. Für ein Fachhochschulstudium können ausserdem bis zu einjährige Praktika verlangt sein, um die du dich frühzeitig kümmern musst, und auch die Anmeldefristen für Vorkurse wie z. B. für das Gestalterische Propädeutikum gilt es nicht zu verpassen.

So klappt’s mit der Stellensuche

Als Maturand/in solltest du nebst der Online-Suche nach ausgeschriebenen Stellen unbedingt noch weitere Suchstrategien nutzen, um eine Stelle zu finden. Erzähle Freunden, Bekannten und Nachbarn, wonach du suchst und frage Leute im Zwischenjahr oder Studierende, wo sie Jobs gefunden haben. Schau auf der Website von interessierenden Firmen, ob passende Stellen oder Praktika ausgeschrieben sind. Und last but not least: Erkundige dich unbedingt direkt bei Arbeitgebern, die dich interessieren. Denn oft werden Aushilfs- oder Praktikumsstellen nicht ausgeschrieben. Anrufen oder Vorbeigehen lohnt sich auch, um einen persönlichen Eindruck zu hinterlassen und so deine Chancen auf eine Stelle zu erhöhen. Für das Erstellen deines Bewerbungsdossiers haben wir dir in unserem Artikel «Tipps für die Bewerbung nach der Matura» einige Tipps zusammengestellt.

Erwägst du einen direkten Berufseinstieg nach der Matura, dann können eine verkürzte Lehre, Wirtschaftsausbildungen für Maturanden oder andere Berufsausbildungen eine Möglichkeit sein. Genaueres dazu erfährst du unter «Alternativen zum Studium».

Fröhliche junge Frau mit Rucksack läuft über die Strasse in einer Grossstadt und blickt in Kamera.